Asiatische Neureligion

Die Vereinigungskirche von Sun Myung Moon

Die „Vereinigungskirche“ ist im Westen in den Siebziger und Achziger Jahren als eine von Jugendreligionen oder neureligiösen Bewegungen bekannt geworden. Es ist in diesem Fall eine asiatische Neureligion, die 1954 in Südkorea entstand.
Massenhochzeit
Sun Myung Moon

Die Munies sind Anhänger eines Messias, der sich als Erfüller einer pseudochristlichen Religion versteht.

Lehre

Gott ist für die Munies eine „universale Ursprungsenergie“. Da Gott aber wie die übrige Welt vom Prinzip des „Gebens und Nehmens“ abhängig sei, habe er Mensch und Welt erschaffen, „um dadurch eine ständige Stimulierung von Liebe und Freude zu erfahren“. Verführt durch den gefallenen Erzengel Luzifer, seien Adam und Eva „vor der Erlangung individueller geistiger Reife eine Sexualbeziehung eingegangen“, wie es heisst. Die Kinder Adams und Evas (also die Menschheit) stünden deshalb unter der Herrschaft Satans. Weder Adam noch Mose könnten die Menschen zu Gott zurückführen. Da Jesus gekreuzigt worden sei, habe auch er weder das Reich Gottes auf Erden errichten noch eine „vollkommene Braut heiraten“ und „vollkommene Kinder zeugen“ können, was zur Erlösung nötig gewesen wäre.

„Die Vereinigungskirche glaubt nun, dass es Sun Myung Moon sein wird, den Jesus auserwählt hat, um als „Herr der Wiederkunft“ das Reich Gottes auf Erden zu errichten und mit seiner jetzigen, zweiten Frau die „göttlich-menschliche Familie“ zu gründen.

Die Aufrichtung des Reich Gottes auf Erden geschieht durch Adoption durch Mun im Rahmen des „Blessings“ (Segnung). Dabei handelt es sich um oft medial inszenierte Massenhochzeiten. Dabei wird dem Mitglied nicht nur ein Partner zugeteilt, sondern in der „Holy-Wine-Zeremonie“ auch ein Wein getrunken, welcher etwas Blut von Mun enthalten soll. Dadurch geschieht der Wechsel in die göttliche Blutlinie. Als problematisch erweist sich diese Idee besonders für die Kinder von Munies, die nun eigentlich eine sündlose Generation sein sollten, den diesbezüglichen Erwartungen ihrer Eltern aber meistens nicht genügen können.

Entstehung und Entwicklung

Von Korea aus, wo sich die Vereinigungskirche auch relativ kirchenartig formierte, breitete sie sich ab 1958 in die USA aus, wo sie sich durch ihre Missionsmethoden bald ein Sektenimage aufbaute: z.B. „Love Bombing“ (der Anzuwerbende wird mit Zuwendung überschüttet), „Heavenly Deception“ (Himmlische Täuschung, Lüge als Missions- und Geldsammelmethode, Verleugnung der Zugehörigkeit zur Mun-Bewegung, ja überhaupt religiöser Absichten), „Sandwichen“ (der Anzuwerbende wird nie allein gelassen, sondern – wie der Schinken im Sandwich – stets von zwei Bisherigen begleitet, die z.T. vorgeben, ebenfalls neu zu sein), Camps mit räumlicher Abschottung und hoher zeitlicher Inanspruchnahme, welche keine Zeit zu eigenem Nachdenken übrig lässt.

Diese Methoden ähneln einer Gehirnwäsche und sie wurden sodann im umgekehrten Sinne oft auch von Angehörigen der „Programmierten“ verwendet. Mit Deprogramming-Methoden wurden sie wieder auf den alten Weg und die Werte ihrer Familie zurückgeholt. Viele Neumitglieder blieben nicht länger als zwei Jahre bei der Vereinigungskirche. Wer blieb, wurde oft mobilen Fundraising-Teams zugeteilt, welche mit überlangen Arbeitstagen unter allerlei Vorwänden Geld für Mun und seine Bewegung sammelte.

Nach der Erfahrung des Sektenkenners G.O. Schmid wurden junge Menschen aus dem deutschen Sprachraum mit den Munies hauptsächlich als Touristen oder Ausstauschstudenten in den USA konfrontiert. Zur Zeit dürften nur einige hundert Schweizer bei der Mun-Bewegung mitmachen, z.B. in Osteuropa. Eine Niederlassung existiert in Wien, nicht aber in der Schweiz. Deutlich sind die Anzeichen einer gewissen „Verkirchlichung“ im Zusammenhang mit der altersbedingten Veränderung von einer Gemeinschaft, die vor allem junge Menschen ansprach, hin zu einer Organisation mit altersmässigem Schwergewicht in den mittleren Lebensjahren.

Organisation

Die Vereinigungskirche stellt heute die Mutterorganisation eines breitgefächerten Unternehmens dar. Erfolgreich ist sie besonders über das Wirken verschiedener Frontorganisationen: I.O.W.C. (mobile Missionsorganisation), C.A.R.P. (Hochschulbewegung), CAUSA (politische Organisation), ICF (kulturelle Organisation), PWPA (Professoren-Vereinigung), New ERA (interreligiöse Begegnung), „Forum für geistige Führung“ sowie durch eine große Zahl von Wirtschaftsunternehmen usw.

Mit einer christlichen Kirche besteht nur eine oberflächliche Ähnlichkeit. Wegen der langjährigen scharfen Kritik an den vereinnahmenden Praktiken versucht die „Vereinigungskirche“ schon seit 1979, durch Öffentlichkeitsarbeit und veränderte Werbemethoden ein seriöses Image zu gewinnen. Heute wird daher oft nur im Freundeskreis missioniert, und man versucht, die Mitglieder der eigenen Familie in die Organisation zu integrieren. Zu dieser Ansicht ist jedenfalls G. O. Schmid gekommen.

Praxis

Neumitglieder sind oft bereit, hohe Opfer für die „Kirche“ zu erbringen. Sie brechen Berufsausbildung oder Studium ab und betätigen sich als Vollzeitmissionare oder sammeln Geld für die Organisation, obwohl diese mit ihren zahleichen Unternehmungen sehr reich ist. Sie sind bereit, sich ihren Lebenspartner vom lebenden Messias zuteilen zu lassen.

Bewertung

Die Mun-Bewegung ist biblisch gesehen Resultat des Auftritts eines der falschen endzeitlichen Messiase und Propheten, vor denen Jesus nach dem Bericht der Evangelien mehrfach gewarnt hat (z.B. Matthäus 24,24). Wer sich die Mühe macht, die Glaubwürdigkeit dieses selbsternannten Messias zu testen, dürfte es eigentlich nicht schwer haben, ihn zu enttarnen. Er lebt selbst als schwerreicher Mann, wurde wegen Steuerbetrug inhaftiert, hat einen eher schwierigen Charakter und fällt im Kreis von Mitarbeitenden durch Wutausbrüche auf. Er ist ein typischer Vertreter der Vermischung von Religion mit wirtschaftlicher Macht. Aus christlicher Sicht wiegt besonders schwer, dass er Jesus Christus die Macht abspricht, Menschen durch seinen Kreuzestod zu erlösen. Dass Jesus die Menschheit nur hätte erlösen können, indem er eine vollkommene Braut geheiratet und mit ihr vollkommene Kinder gezeugt hätte, wirkt skurril.

Mehr über die Vereinigungskirche:
www.relinfo.ch/mun/besuch.html
www.relinfo.ch/mun/ex.html

Mehr über Religionen und religiöse Gruppierungen:
www.inforel.ch
www.relinfo.ch/index/start.html
www.ekd.de/ezw/ezw_index.html

Datum: 10.09.2005
Autor: Fritz Imhof

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