Nationalratswahlen 2011

Christian Minder (AG)

Am 23. Oktober 2011 werden National- und Ständerat neu gewählt. In einer Livenet-Umfrage gehen Kandidatinnen und Kandidaten auf acht Fragen ein und sagen, was sie motiviert und was sie – sollten sie gewählt werden – in Bern verändern möchten.
Christian Minder

Zur Person

Name, Vorname:  Minder Christian
Partei, Kanton:  JEVP, Aargau
Alter:
  27
Zivilstand:
  ledig
Wohnort:
  Lenzburg
Beruf, heutige Funktion:
BSc FHNW in Maschinenbau mit Vertiefung in Kunststofftechnik, Projektleiter
Bisherige Ämter:
Keine öffentlichen Ämter. Parteipräsident Regionalpartei Lenzburg-Seetal, Vorstand *jevp Schweiz
Kirchenzugehörigkeit:
Evangelisch-Methodistische Kirche
Hobbys:
Cevi-Jungschar
Homepage:
www.christianminder.ch

Meinungen und Positionen

In welchem Sinn motiviert Sie der Glaube an Jesus Christus zum politischen Handeln?


Glaube lässt sich einerseits theoretisch erklären, er ist aber vor allem etwas Praktisches (wie man am Leben von Jesus deutlich sieht). Ein Christ muss sich FÜR seine Mitmenschen engagieren. Es gibt verschiedene Möglichkeiten für den Dienst am Mitmenschen. Das politische Engagement liegt mir am besten.

Welche Eigenschaften unseres Gemeinwesens, der Eidgenossenschaft, möchten Sie als Politiker aus christlicher Überzeugung stärken?


Das eine ist die Entscheidungsfindung innerhalb des politischen Systems, das andere ist eine Eigenschaft nach aussen.

Im Nationalrat gibt es viele Themen, bei denen die Extremparteien (sowohl Linke wie Rechte) eine klare Meinung haben, die sie aber nicht verlassen wollen, auch wenn es für das Volk das Beste wäre. So gibt es sehr oft gute Lösungsvorschläge aus der Mitte, die aber keine Mehrheit finden, weil die Extreme aus Prinzip nicht aufeinander zugehen. Einander zuzuhören, Interesse am Gegenüber zu haben würde hier schon enorm helfen. Das ist ein wichtiger Wert der Schweiz. Ich sehe mich in diesem Bereich als Brückenbauer.

Thematisch gibt es von der Bibel her oft keine klaren Anweisungen. In vielen Themen kann man als Christ sowohl dafür, wie auch dagegen sein. Es gibt aber Themen, für die das Evangelium klar Stellung bezieht, eines ist die Armut. Als eines der reichsten Länder wäre es für uns eine Kleinigkeit, die beschlossenen 0.7% für Entwicklungshilfe auch wirklich einzusetzen.

Was ist zu tun, damit die Sozialwerke saniert werden können?

Bisher habe ich leider noch nicht sehr viele mehrheitsfähige und umsetzbare Lösungsansätze gehört. Ein wichtiger Beitrag leistet sicher die Volksinitiative "Millionen-Erbschaften besteuern für unsere AHV", welche die EVP zusammen mit andern lanciert hat. Es braucht aber noch weitere gute Ideen.

Was muss getan werden, damit die Schweiz einen sauberen Finanzplatz hat?

Ich denke, wir sind auf einem guten Weg. Die Lockerung des Bankgeheimnisses zwingt uns zu Ehrlichkeit gegenüber andern Ländern. Die Verpflichtung der Finanzinstitute zu mehr Eigenkapitalreserven führt zu Verantwortung gegenüber kleinen und grossen Anlegern. Nun fehlen nur noch die biblischen Finanzprinzipien, welche noch mehr Einzug in die Wirtschaft finden dürften.

Was muss getan werden, um die Jugend vor Süchten aller Art zu schützen (von der Inernetsucht bis zum Rauschtrinken)?

Ein wesentlicher Punkt ist die Stärkung der Eltern in ihrer Aufgabe als Erzieher. Das ist leider gar nicht einfach in einer Zeit, wo die Mehrheit der Paare geschieden sind. Ich könnte mir kostenlose, vielleicht sogar obligatorische Elternkurse, viel Prävention in Schulen und Familien, sowie die striktere Einhaltung von Jugendschutzgesetzen vorstellen. Gerade der Bereich der Gefahren im Internet ist für mich ein sehr wichtiges Thema, das wir als *jevp sogar zu einem von fünf Wahlthemen gewählt haben.

Was muss getan werden, damit die Stromversorgung der Schweiz sicher bleibt?

Ich bin überzeugt, das alle Verteilungsnetze (Strasse, Schiene, Trinkwasser, Strom, Internet, Mobilfunk, …) öffentlich sein müssen.

Im Bezug auf die Energiewende müssen erneuerbare Energien gefördert werden, sonst schaffen wir das nicht. Ebenso ist es nötig, uns einzuschränken, um weniger Energie zu verbrauchen. Dazu muss momentan der Atomausstieg beschlossen werden, damit die Notwendigkeit von Energiesparen und von erneuerbaren Kraftwerken wirklich alle sehen. (Abgesehen davon fände eine Weiterführung der Kernkraft zur Zeit gar keine Mehrheit.) Ich bin aber gegen ein Verbot von Kernkraft.

Was möchten Sie als Parlamentsmitglied in Bern verändern?


Ich werde versuchen, keine Parteipolitik, sondern Sachpolitik zu machen.

Wichtige Themen sind die Ehestrafe, Ehepaare sollen nicht mehr Steuern bezahlen, als andere Paare.

Ich bin für die Einführung einer allgemeinen Dienstpflicht für alle (Frauen und Männer, militärdiensttaugliche und -untaugliche) und freie Wahl zwischen Militärdienst und einem Ersatzdienst.

Sehr wichtig ist mir ein anständiger Umgang der Politiker untereinander und gegenüber jeder Bevölkerungsgruppe.

Bei der Verkehrsplanung möchte ich Fussgängern und Velofahrern eine höhere Priorität geben.

Ich will härtere Strafen für Kriminelle, die illegal bei uns leben, z.B. nur mit Wasser und Brot.

Und ich bin dafür, dass Energieverbrauch statt Arbeit versteuert wird, dass man also im Hochlohnland Schweiz die Lohnnebenkosten ersetzt durch eine Abgabe auf den Energieverbrauch.

Auch das Problem der Ausländerkriminalität muss angepackt werden. Das Problem sind nicht diejenigen, welche als Ausländer eine Bewilligung haben (bei ihnen ist die Kriminalitätsrate nämlich nicht höher als bei unsern Jugendlichen mit den selben Familienverhältnissen), sondern die grosse Mehrheit der kriminellen Ausländer sind solche, die gar nicht (mehr) hier sein dürften. Da bringt weder eine Ausschaffungsinitiative, noch eine Masseneinwanderungsinitiative etwas, da brauchen wir wirkliche Lösungen, die ich bis jetzt in der Politik noch vermisse.

Wie würde Jesus, wenn er als Wanderprediger heute ins Bundeshaus käme, auftreten – und was ansprechen? 


Ich denke, er hätte etwa so viele Anhänger, aber auch so viele Gegner, wie sie der Guru unserer grossen Wirtschaftspartei hat. Denn Jesus würde seine Meinungen klar vertreten und auch nicht davor zurückschrecken, andersdenkende – allerdings liebevoll – darauf anzusprechen. Ansprechen würde er vermutlich die selben Themen, wie schon vor 2000 Jahren: Dass Menschen (und Organisationen) die Verantwortung für das wahrnehmen wofür sie verantwortlich sind (ihre Aufgaben, die Schöpfung, die Mitmenschen). Dass wir uns für die Armen einsetzen sollen. Und für Frieden. Dass unser Dasein in Richtung Leben und nicht in Richtung Tod geht (Versöhnung statt Angeberei, Nächstenliebe statt Hass) und die Befreiung von allem möglichen, was uns bestimmt.

Datum: 12.10.2011

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