Fallschirmspringer Ralf Husemann

«Gott ist überall!»

Mehr als viertausend Mal in acht Jahren stürzte er sich aus bis zu dreitausend Metern Höhe ins Nichts, im Vertrauen auf seinen Fallschirm. Und wenn einer zwei bis drei Sprünge am Tag wagt, ist das wohl mehr, als ein Hobby. Ralf Husemann ist militärischer Weltmeister im Einzelziel- und Einzelkombinationsspringen, sowie Deutscher Meister im Figuren- und im Mannschaftsziel-Springen. Ralf Husemann über seinen Sport, den Himmel und seinen Glauben an Gott.
Fallschirmspringer

Wie sind Sie zum Fallschirmspringen gekommen?
Husemann: Während meiner Grundwehrdienstzeit wurde ich durch eine Truppenwerbung darauf aufmerksam. Bei einer Ausbildung im Fallschirmspringen hatten die Leiter ein Auge darauf, ob förderungswürdige Talente da sind. Die Auswertung war für mich positiv. So habe ich meine komplette Ausbildung als Hochleistungssportler bei der Bundeswehr gemacht.

Was macht denn am Fallschirmspringen soviel Spass?
Faszinierend ist für mich vor allem das Technische an der Springerei. Beim Zielspringen geht es beispielsweise darum, mit dem Fallschirm beim Anflug einen genau festgelegten Punkt zu erreichen. Es wird auf eine Scheibe mit einem Durchmesser von 30 Zentimetern gesprungen. In der Mitte ist eine kreisrunde Markierung von 5 Zentimetern Durchmesser. Nur wer darauf landet, hat ein optimales Ergebnis.

Das alles ist ja gar nicht so ungefährlich...
Die Gefahr spielt für mich nur eine geringe Rolle. Sie ist nicht grösser, als in anderen Sportarten, etwa im Motorsportbereich. Insgesamt habe ich fünfmal erlebt, dass mein Hauptschirm sich nicht öffnete. Dann kommt es eben auf die richtige Reaktion an: das Öffnen des Reserveschirms.

Sie sind Christ. Beten Sie vor einem Wettkampf?
Wenn ich nur bete, um für einen Wettkampf einen Vorteil zu haben, dann ist das eine Anwendung, die mit dem Christsein überhaupt nichts zu tun hat. Es wäre eine religiöse Übung, bei der es letztlich doch nur um den persönlichen Erfolg ginge.

Man kann Gebet überhaupt nicht mit geistigem oder etwa autogenem Training vergleichen. Es geht um mehr, nämlich um die Entscheidung, mein ganzes Leben Gott anzuvertrauen. Für mich als Christ gehört jeder Bereich meines Lebens voll und ganz meinem Gott. Im Prinzip bin ich im Sport für ihn tätig. Sport ist im Augenblick der Platz, an den ich mich von Gott hingestellt weiss. Er ist Ausdrucksform meines Glaubens – durch die Art und Weise, wie ich Wettkämpfe durchlebe, wie ich mit anderen Menschen umgehe, wie ich mit Sieg und Niederlage fertig werde.

Das heisst, der Glaube prägt Ihren Umgang mit den Kameraden in der Mannschaft?
Ja, gerade in dem Bereich. Hier wird die Persönlichkeit des einzelnen stark in Anspruch genommen. Man entdeckt bei sich und anderen die kleinsten Schwächen.

Woher wissen Sie denn, dass Gott sich um Sie kümmert?
Ich habe im Laufe der Zeit erfahren, dass ich, egal ob ich gewonnen oder verloren habe, in gleicher Weise etwas mit Gott erlebe und bei ihm geborgen bin.

Wenn Sie springen, haben Sie ja fast die «Perspektive Gottes». Sie kommen von oben nach unten. Was erlebt man da?
Irgendwann habe ich mich einmal von diesem Bild abgewandt, Gott ist oben und der Mensch ist unten. Gott ist überall! Das wurde mir so richtig bewusst, als ich bei militärischen Einsätzen in 10'000 Metern Höhe aus dem Flugzeug schaute. Da sieht man schon ein bisschen von der Erdkrümmung, und es wird alles unendlich weit. Ich kam mir fürchterlich klein vor. Ich begriff etwas von Gottes Grösse und Herrlichkeit. Ich kann nur danken. Ich weiss, dass ich von diesem Gott getragen werde.

Mit freundlicher Genehmigung entnommen aus «idea Spektrum».

Datum: 24.04.2013
Autor: Miriam Hinrichs
Quelle: derweg.de / Idea Spektrum

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